Förderer im September Siemens AG

„..electrische Ströme von unbegrenzter Stärke“

Die Liste der gestifteten Objekte, die Prof. Wolfgang Heckl in der Tasche trug, als er bei der Siemens AG vorsprach, war noch deutlich länger als im Fall von Linde: 2500 Siemens-Ausstellungsstücke verdankt das Museum seit seiner Gründung dem Konzern. Und das, obwohl die Beziehung zwischen Oskar von Miller und Werner von Siemens anfänglich eher kühl war. Werner von Siemens war eine Institution in Deutschland, sein Fernbleiben bei der Münchner Elektrizitätsausstellung, die von Miller 1882 organisiert hatte, war ein herber Schlag für den aufstrebenden Jungingenieur. Außerdem stand die AEG, in der Oskar von Miller bald arbeiten sollte, in direkter Konkurrenz zur Siemens & Halske Maschinenfabrik und Telegraphenbauanstalt, wie die Firma Werner von Siemens’ damals hieß. Oskar beklagte sich sogar in einem Brief an seinen Vater Ferdinand über den fast 40 Jahre älteren Werner von Siemens: „Siemens will eben Alles für sich allein haben u. da ist beim besten Willen kein Vertrag zu machen.“  Grollende Worte eines Ungestümen. Der angestrebte Vertrag zwischen der AEG und Siemens & Halske kam 1887 zustande und stellte die beiden Berliner Firmen einander gleich. Zwei Jahre später schon stieg von Miller aus der AEG aus, übersiedelte von Berlin nach München, gründete sein eigenes Ingenieurbüro und 1903 das Deutsche Museum.

Genug Jahre waren also vergangen, und die Wogen hatten sich längst geglättet. Wilhelm von Siemens, der seinem Vater Werner nachgefolgt war, taucht bereits 1904 im Stifterbuch auf, sowohl mit einer Privatspende als auch mit Spenden der Firmen Siemens & Halske sowie Siemens & Schuckert. Wilhelm saß überdies in den diversen Gremien des Museums, während Vater Werners Büste einen Platz im Ehrensaal bekam.

Bedeutende Sammlungsobjekte erzählen bis heute von der Verbindung des Siemens Konzerns mit dem Deutschen Museums – so etwa die 1879 von Siemens & Halske entwickelte elektrische Lokomotive, die heute im Verkehrszentrum zu bewundern ist. Sie zeigt eindrücklich, was elektrischer Strom schon damals zu leisten vermochte. Werner von Siemens hatte kurz zuvor die Möglichkeiten der Elektrizität für den Antrieb von Schienenfahrzeugen erkannt und als erstes Anwendungsgebiet den Nahverkehr in den Innenstädten vorausgesehen. Der Visionär dachte dabei ganz modern an elektrische Bahnen, die den Verkehr entlasten sollten. Seine Dynamo-Maschine aus dem Jahr 1866, eine frühe Drehstrommaschine, ist ein noch älteres Zeugnis der Elektro-Pionierzeit, eines der Meisterwerke im Deutschen Museum und ein Highlight bei den Führungen durch die Ausstellung Starkstromtechnik. Werner von Siemens selbst wusste sofort um die bahnbrechende Wirkung seiner Erfindung: "Ich habe eine neue Idee gehabt, die aller Wahrscheinlichkeit nach reüssieren und bedeutende Resultate geben wird. [...] Die Sache ist sehr ausbildungsfähig und kann eine neue Aera des Elektromagnetismus anbahnen! In wenigen Tagen wird ein Apparat fertig sein. Magnet-Elektrizität wird hierdurch billiger werden, und kann nun für Licht, Galvanometallurgie usw., selbst für kleine elektromagnetische Maschinen, die ihre Kraft von großen erhalten, möglich und nützlich werden." Das war die Geburtsstunde erschwinglichen elektrischen Stroms für jedermann. Der Dynamo wurde später dem Museum übergeben.

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